Kultur & Lebenswelt in Costa Rica

Kultur & Lebenswelt in Costa Rica
Ein Einblick in Arbeitsbedingungen und Herausforderungen
Gestern ergab sich während des Essens auf der YWAM-Base ein interessantes Gespräch mit einem Einheimischen, das uns half, die Lebensrealität in Costa Rica und die Funktionsweise der YWAM-Base besser zu verstehen. Besonders die Einblicke in das Arbeitsleben und die Bildung vor Ort waren für uns überraschend und schockierend zugleich.
Bildung und Arbeit in Costa Rica
In Costa Rica durchlaufen Jugendliche nach der Schule eine kurze berufliche Orientierung in einer von fünf möglichen Richtungen. Allerdings unterscheidet sich die Ausbildung stark von den europäischen Standards. Statt einer umfassenden Ausbildung erhalten sie nur eine kurze Praxiseinführung von ein bis zwei Wochen. Danach arbeiten sie eigenständig. Fehler können gravierende Konsequenzen haben – im schlimmsten Fall führt das sogar zu einer Gefängnisstrafe.
Ein weiteres Problem ist das Lohnsystem. Unabhängig davon, wie viele Stunden jemand arbeitet, wird der Lohn gleich bleiben. Arbeiten sie 10 Stunden am Tag, verdienen sie dasselbe wie an einem 5-Stunden-Tag. Auch sind die Arbeitsbedingungen hart – körperliche Anstrengung und lange Arbeitszeiten sind hier Alltag. Oft sind 1-stündige Mittagspausen und 30-minütige Pausen am Morgen normal und in den Arbeitszeiten inbegriffen.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Das Gespräch machte deutlich, wie schwer es in Costa Rica ist, finanziell über die Runden zu kommen. Selbst mit einem normalen Job von 600 bis 1000 US-Dollar im Monat bleibt nach Abzug von Miete und Steuern oft nur wenig zum Leben ca. 50 US-Dollar (für Essen, Alltagsdinge etc.). Zum Beispiel: Eine Bluse in einem schicken Einkaufszentrum kann bis zu 48 US-Dollar kosten – Preise, die mit denen in der Schweiz vergleichbar sind, jedoch mit einem viel geringerem Lohn. Viele Menschen arbeiten tagsüber und studieren abends, in der Hoffnung, einen besser bezahlten Job zu finden. Doch auch das ist oft eine große Herausforderung. Der finanzielle Druck bleibt bestehen. Besonders hart trifft es Menschen, die aufgrund von Krankheit länger als zwei Tage ausfallen – sie laufen Gefahr, ihren Job zu verlieren.
Leben auf der YWAM-Base
Im Vergleich zum harten Arbeitsleben außerhalb der Base ist das Leben hier entspannter. Zwar verdienen die Menschen auf der YWAM-Base keinen Lohn und finanzieren ihren Aufenthalt über Spenden, doch der Arbeitsdruck ist geringer. Nun verstehe ich aber auch besser, warum die Menschen kein Kaffee für ca. 2.50 US-Doller kaufen.
Fazit: Dankbarkeit für das Leben in der Schweiz
Das Gespräch war für uns eine eindrucksvolle Erinnerung daran, wie privilegiert wir in der Schweiz leben. Wir sind dankbar für die Sicherheit und Stabilität, die wir zu Hause genießen, und fühlen uns umso mehr verpflichtet, hier zu helfen, wo wir können. Die Herausforderungen, mit denen viele Menschen in Costa Rica konfrontiert sind, haben uns tief berührt und zum Nachdenken angeregt.
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